Gedenkbuch 2011

Margarethe Kaufmann geborene Kahn
Ilse Klaber geborene Kaufmann
Werner Klaber

Von Dr. Rudolf Wagemann, Stolberg

Margarethe Kaufmann
Foto: Margarethe Kaufmann

Jacob Kaufmann wurde am 30. April 1882 im damals noch nicht nach Aachen eingemeindeten Vorort Forst geboren. Sein in Kornelimünster geborener Vater Norbert Kaufmann hatte um 1880 Wohnung und Viehhandel von Brand nach Forst und später nach Aachen verlegt. Nach dem Militärdienst war Jacob im väterlichen Viehhandel tätig. Als Vater Norbert im Frühjahr 1909 starb, heiratete Jacob Kaufmann die am 13. November 1885 geborene Margarethe Kahn aus Dortmund. Ihre Eltern waren der Viehhändler Moses Kahn und seine Frau Cäcilie, geborene Beermann. Jacob Kaufmann zog mit seiner jungen Frau in die Heimat des Vaters nach Kornelimünster, wo am 29. Juni 1911 auch das einzige Kind, die Tochter Ilse, geboren wurde.

Die kleine Familie bezog eine geräumige Mietwohnung in einem neu erbauten, ansprechenden Zwei-Familien-Haus in der heutigen Münsterstraße, was auf einen gewissen Wohlstand schließen lässt.

Beim nebenan wohnenden Vermieter mietete Jacob Kaufmann einen Stallteil zur Unterbringung des angekauften Viehs. Da dort jedoch nur einige wenige Kühe oder Rinder unterzubringen waren, dürfte Jacob Kaufmanns Viehhandel von geringerem Umfang gewesen sein.

Jacobs Gedanken kreisten um einen eigenen Hof mit etwas Land, um womöglich den Einstieg in die Landwirtschaft zu finden.

Bereits in den späten 1920er Jahren realisierte er seinen Traum. Er baute sein Anwesen unmittelbar hinter dem Ortsausgang von Kornelimünster nach Oberforstbach, wo es auch heute noch wunderschön, aber einsam in der - damals noch üppigen - Weißdornheckenlandschaft liegt. Die Fenster blicken in die Abendsonne.

Nichts deutet heute auf das traurige Schicksal der Menschen hin, die sich dort niedergelassen hatten. Mit 87 Jahren starb im Jahr 1935 Jacobs Mutter, Henriette Kaufmann, geborene Sanders, die im Haushalt des Sohnes lebte. Jacob Kaufmann überlebte sie gerade einmal um ein Jahr.

Nur gute drei Monate nach der Heirat von Tochter Ilse mit dem 1904 in Breyell, heute Gemeinde Nettetal, geborenen Viehhändler Fritz Klaber starb am 18. April 1936 Jacob Kaufmann.

Noch kurz vor seinem Tod war Jacob Kaufmann Ziel eines jener üblen antisemitischen Hetzartikel im Westdeutschen Beobachter, der Nazi-Tageszeitung, mit dem Titel: „Die Geschäftspraxis des Juden Jacob Kaufmann aus Kornelimünster.“

Ende 1936 wurde der Enkel Werner Klaber in Aachen geboren. Nicht lange danach zogen die Klabers und mit ihnen Margarethe Kaufmann in Fritz Klabers niederrheinische Heimat Breyell, wo er sich um das Geschäft seines bereits 1931 verstorbenen Vaters kümmern musste. Wahrscheinlich fühlte Fritz Klaber sich dort, wo er aufgewachsen war, auch sicherer.

Die Sicherheit war jedoch trügerisch: Am 11. Dezember 1941 wurden Ilse Klaber, ihr Söhnchen Werner und mit ihnen Margarethe Kaufmann von Düsseldorf in den Osten deportiert. Schon für Dezember 1941 wird von der Gedenkstelle Yad Vashem als Wohnort Riga/Lettland angegeben. Danach fehlt jede Spur. Wahrscheinlich wurden alle drei im berüchtigten Lager „Kaiserwald“ ermordet. Fritz Klaber überlebte den Holocaust und verkaufte den von Jacob Kaufmann erbauten kleinen Hof nach dem Krieg an Max und Haita Kaufmann, die dort bis in die 1980er Jahre lebten.