Sally Kann
Rosa Kann geborene Herz
Ilse Kann
Helga Kann
Erich Kann
Von Bettina Offergeld, Aachen
Sally Kann wurde am 7. März 1884 in Duisburg geboren. Er war der Sohn von Moses, geboren 1850 in Rheinbollen/Hunsrück, gestorben 1911 in Duisburg, und Thekla Kann, geborene Heimberg, geboren 1847 in Padberg (Kreis Brilon), gestorben 1917 in Duisburg. Der fünf Jahre ältere Bruder von Sally, Louis, starb bereits mit 27 Jahren in Duisburg. Sally Kann hatte vier Schwestern. Seine beiden älteren Schwestern, Selma und Regina, wurden beide bereits in den frühen Vierziger Jahren in Konzentrationslagern ermordet. Das Schicksal seiner vier Jahre jüngeren Schwester Elly ist unbekannt. Seiner jüngsten Schwester, der im Jahr 1892 geborenen Rose, gelang es auszuwandern. Sie verstarb mit 83 Jahren in Miami, Florida. Alle Geschwister wurden in Duisburg geboren. Die Familie Kann stammt ursprünglich aus Dörrebach im Hunsrück.
Sally Kann heiratete Rosa Herz, die am 16. Januar 1894 in Eilendorf als Kind von Levi Herz und seiner Frau Karolina Herz, geborene Menke, zur Welt kam. Rosa Herz war Besitzerin eines Hutgeschäftes.
Das Ehepaar Kann hatte drei Kinder: Ilse Karoline, geboren am 5. Juni 1927, Helga, geboren am 18. September 1929, und Erich, geboren am 24. März 1931.
Die Familie war stets höflich und freundlich zu den Nachbarn, aber sehr zurückhaltend und still. Man blieb unter sich, denn den Menschen in Eilendorf war bekannt, wer jüdisch war. Und wie es damals üblich war, hatte Sally Kann das Sagen in der Familie.
Ein im Jahr 1930 geborener Eilendorfer erinnert sich an den Sohn der Familie und daran, dass er mehrfach versuchte, Kontakt zu knüpfen, weil er mit Erich spielen wollte. Erich Kann habe sich aber immer wieder zurückgezogen. Familie Kann hatte einen Garten, in dem die Kinder der Familie spielten. Auf der Straße und mit anderen Kindern spielten sie eigentlich nie. Zu dieser Zeit standen im Vergleich zur heutigen Zeit nur wenige Häuser auf der Von-Coels-Straße. Das Haus der Familie Kann war damals mit Wiesen umgeben.
Sally Kann soll von Beruf Kaufmann gewesen sein.
Am 10. November 1938 wurde er festgenommen und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Von dort kehrte er offenbar rasch zurück, denn es ist bekannt, dass er bis zum 18. November 1938 mit seiner Familie in der Von–Coels-Straße 94 (heute Hausnummer 108) in Eilendorf lebte. Am 18. November wurden Sally, seine Frau Rosa und ihre Kinder Helga und Erich von Eilendorf aus in das Lager Grüner Weg in Aachen gebracht.
Tochter Ilse war bereits am 24. Mai 1935 in die Homberger Str. 13 nach Moers verzogen. Die Umstände, unter denen dieser Umzug der Siebenjährigen stattfand, sind unbekannt. Der Deportationsweg von Ilse Kann ist ebenfalls unbekannt. Sie gilt jedoch als verschollen.
Sally Kann wurde aus dem Lager Grüner Weg verlegt und war vom 15. Dezember 1941 bis zum 24. Februar 1942 im Lager Rhenaniastraße in Stolberg interniert. Wahrscheinlich ist er dann von Aachen aus in den Osten deportiert worden. Der weitere Deportationsweg ist unbekannt.
Alle drei Kinder der Familie Kann, Ilse, Helga und Erich, gelten als verschollen, somit kann davon ausgegangen werden, dass sie ermordet wurden. Von ihren Eltern, Rosa und Sally Kann, ist jedoch bekannt, dass sie in Auschwitz ermordet wurden. Die Eilendorfer Bevölkerung sei bisher davon ausgegangen, dass der Familie Kann die Flucht ins Ausland geglückt ist, so eine Zeitzeugin.
Weitere Quellen: - Gedenkblätter in Yad Vashem. - Informationen des Bundesarchivs in Berlin, früher Koblenz.
www.jewishgen.org Korrespondenz mit Lars Menk, Berlin Bericht der Zeitzeugin liegt dem Gedenkbuchprojekt vor. Gespräch mit einem Zeitzeugen im November 2012. Nachweisung der im Zuge der Aktion (10.11.38) festgenommenen und in die Konzentrationslager überführten Juden. Schriftwechsel mit dem Bundesarchiv. Zeitzeugengespräch