Lila Blech geborene Israel
Mark Lewis, San Francisco (USA)
Lila Bolette Israel wurde am 1. Januar 1867 in Altona als Tochter von Abraham und Rosalie Israel, geborene Kaufmann, geboren. Rosalie Kaufmann kam in Kopenhagen zur Welt und heiratete dort Abraham Israel, der aus Hamburg stammte. Später zogen sie zusammen nach Altona. Lilas Vater war Textilhändler.
Lila hatte eine elf Jahre jüngere Schwester Agnes, die am 25. Juni 1878 geboren wurde.
Am 4. Februar 1894 heiratete Lila Max Blech, der am 12. März 1865 als zweiter Sohn von Jacob und Rosetta Blech, geborene Hartog, in Wickrath (bei Mönchengladbach) zur Welt gekommen war. Circa 1870 zog er mit seinen Eltern und Geschwistern nach Aachen um.
Lila und Max Blech hatten zwei gemeinsame Töchter, Clara Thekla Blech, geboren am 3. Februar 1895 in Aachen, und Else Leonie Blech, genannt Elsie, geboren am 16. Dezember 1897 oder 1896 ebenfalls in Aachen.
Clara schrieb später in ihren Familienerinnerungen über ihre Mutter Lila:
„Mutter war eine attraktive Dame mit dunklen Haaren und hellbraunen Augen. Sie wog mehr, als ihr lieb war, hatte aber eine gute Figur, war immer gut angezogen, ab dem frühen Morgen. Sie erschien nie in Morgenrock oder Pantoffeln zum Frühstück! Mutter war ausgeglichen – im Gegensatz zu Vater.
Noch bevor wir zur Schule kamen, lehrte sie uns zu sticken, um kleine Geschenke für unsere Großmütter herzustellen. Sobald wir schreiben konnten, mussten wir Dankesbriefchen schreiben für Geschenke, die wir erhalten hatten.
Sie war eines von neun Kindern. Mutter wurde früh, schon mit neun Jahren, beigebracht, das Tafelsilber zu polieren und alle Kerosinlampen sauber zu halten, das Fußgestell zu putzen und den Lampenzylinder zu polieren, obgleich zu allen Zeiten Bedienstete in ihrem Haus arbeiteten. In einem Jahr zu Weihnachten stellte Mutter einen Weihnachtsbaum auf, um die Haushaltshilfe, die im Haus unserer Eltern lebte, zu erfreuen. Vater war aufgebracht (meine Eltern waren jüdischen Glaubens), ließ den Baum abbauen und zu einem seiner Arbeiter bringen, der in der Nähe wohnte. Mutter war wirklich verletzt und konnte Vaters Reaktion nicht verstehen.“
Lilas Tochter Clara Thekla Blech heiratete im Jahr 1922 den katholischen Karl de Nocker aus Aachen und trat selbst zum Katholizismus über. Sie lebten zunächst in der Junkerstraße 50 in Aachen. Ende 1923 wanderte Karl in die USA aus, Clara folgte ihm wenige Monate später. Sie zogen nach Detroit, Michigan, wo Claras Schwester Else Leonie bereits mit ihrem Mann lebte. Clara und Karl hatten zwei Kinder. 1947 zogen sie nach Kalifornien um. Karl de Nocker starb im November 1969. Clara starb am 2. Mai 1990.
Lilas jüngere Tochter Else Leonie Blech heiratete im Jahr 1921 den Ingenieur Friedrich Weinberg, der aus Aachen stammte, allerdings die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, nachdem er 1908 dorthin ausgewandert war. Am 14. Januar 1922 reisten beide nach New York und zogen zunächst nach Detroit, Michigan, später nach Berkeley, Kalifornien. Sie hatten ebenfalls zwei Kinder. Else Leonie starb 1990.
Lilas Mann Max Blech starb bereits 1937 in Aachen im Alter von 72 Jahren.
Während des Krieges lebte Lila Blech weiterhin in Aachen. Tochter Clara bemühte sich darum, für ihre Mutter ein Visum zu organisieren, um die Mutter in die Vereinigten Staaten zu holen. Lila musste an der US-Botschaft in langen Schlangen viele Stunden anstehen, hatte schließlich doch nicht die richtigen Dokumente bei sich und wurde nach Hause geschickt, um sie zu holen. Bevor Lila aber nochmals vorstellig werden konnte, wurde sie deportiert. So erklärte sich die Familie jedenfalls die Tatsache, dass sie nie mehr von Lila hörte.
Am 25. Juli 1942 wurde sie mit Transport VII/2 von Düsseldorf nach Terezín (Theresienstadt) in der Tschechoslowakei deportiert und war dort im Gebäude Nr. L321 untergebracht.
In Theresienstadt traf sie wahrscheinlich ihre Schwester Agnes wieder, die inzwischen Katz hieß. Agnes war mit dem Transport Nr. VI/1-444 am 16. Juli 1942 von Hamburg nach Theresienstadt gebracht worden.
Lila starb im Lager Theresienstadt am 12. November 1942 offiziell an einem Darmkatarrh. Ihre Schwester Agnes wurde mit Transport Nr. Dx-24 am 20. März 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.