Simon Hausmann
Corinna Broeckmann, Aachen
Simon Hausmann wurde am 29. Dezember 1889 in Nowica, Galizien, heute Polen, als Sohn von Joseph, genannt Yossel, und Rosa Hausmann, geborene Braverman, geboren. Er hatte die beiden Brüder Moritz und Shlomo sowie drei Schwestern Esther, Peppie und Mathilde.
Wahrscheinlich zog Simon Hausmann bereits 1908 zusammen mit seinem Bruder Moritz nach Aachen. Verschiedene andere Verwandte zogen im Laufe der Jahre ebenfalls in die Region Aachen, und so hatte er hier weitläufige Verwandtschaftsbeziehungen. Simon Hausmann führte ein Schuhgeschäft in Alsdorf in der Bahnhofstraße 56 und kaufte später das Haus Nummer 84 in der Adalbertstraße in Aachen sowie das Haus Adalbertsteinweg 6 in Aachen, in dem er eine Schuhwarengroßhandlung hatte. Außerdem führte er wahrscheinlich ein Schuhgeschäft in der Großkölnstraße in Aachen. Sein Neffe Leon Häusler erinnert sich, dass er auch ein großes Geschäft in Iserlohn in Westfalen gehabt habe.
Vor 1914 besuchte Simons Mutter Rosa Hausmann ihren Sohn in Aachen. Als sie nach Hause zurückkehrte, hatte sie zwei neue Hüte. So etwas hatte man in Nowica noch nicht gesehen, und es wurde viel darüber geredet. Seine Mutter starb 1916 in Nowica.
Im Jahr 1921 holte Simon seinen Vater Yossel und seine neue Stiefmutter Beile, geborene Neuhauser, aus Nowica nach Aachen, die bei ihm in der Adalbertstraße wohnten.
Simon hat nicht geheiratet. Es gibt jedoch in der Familie die Geschichte über eine deutsche Freundin Martha M., die er liebte, und die schon als Vierzehnjährige in seinem Geschäft in Alsdorf arbeitete. Später hatten sie eine Beziehung und Simon Hausmann, so die Geschichte, kaufte ihr eine Villa an der Monheimsallee in der Nähe des Quellenhofs, wo sie mehrere Jahre zusammen lebten. Ihre Brüder seien bei der SS gewesen und hätten dazu beigetragen, dass Simon ins KZ kam. Martha sei nach dem Krieg von einem amerikanischen Lastwagen überfahren worden. Der Kauf des Gebäudes Monheimsallee ist nicht durch die Aachener Adressbücher jener Zeit oder uns verfügbare Quellen belegt. Im Jahr 1936 wohnte Simon laut Aachener Adressbuch in der Adalbertstraße 84.
Im Oktober 1939 wurde Simon in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, wo er am 31. Oktober 1939 ankam und als ‚Jude’ unter der Häftlingsnummer 9776 registriert wurde.
Im September 1940 wurde er in das KZ Dachau weitergeschickt. Seine Ankunft ist dort für den 6. September 1940 registriert. Er wurde dort als sogenannter jüdischer „Schutzhäftling“ aufgenommen und erhielt die Häftlingsnummer 18573.
Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes in Genf schrieb am 21. August 1941 an den Verwandten Zygmunt Hausmann in Shanghai, China:
„Hiermit bedauern wir sehr Ihnen den beiliegenden Brief zurückzusenden und die folgenden [sic!] Nachricht mitzuteilen.
Simon HAUSMANN, geb. 29.12.89, der sich im Lager Dachau befand, ist am 8.6.41 an Herz- und Kreislaufstörung in diesem Lager verstorben.
Sobald Angaben über die näheren Umstände seines Hinschiedes [sic!] bei uns eingegangen sind, werden wir nicht verfehlen, Ihnen diese sofort bekannt zu geben.
Mit der Versicherung unserer tiefsten Anteilnahme und dem Ausdruck unserer vollkommenen Hochachtung.
[gezeichnet]
G. Graz
Technische Leitung“