Josef Herz und sein Sohn Hans Jakob Herz
Helmut Clahsen, Aachen
Josef Herz, geboren am 8.8.1871 in Aachen, wuchs mit vier Geschwistern auf. Mit den Brüdern Hugo und Wilhelm sowie den Schwestern Paula und Auguste.
Josef erlernte das Schneiderhandwerk. Mit 27 Jahren heiratete er Julie Mann, geboren am 31.8.1876 in Ernetzhofen/Bayern. Sie hatten drei Kinder: Paul Jakob, geboren 17.6.1902, Hans Jakob, geboren am 13.11.905, und Betty, geboren am 8.12.1911. Die Familie lebte in jüdischer Tradition und Glauben in der jüdischen Gemeinde in Aachen.
1901 eröffnete er einen Herren-Schneider-Betrieb in der Peterstraße in Aachen, den er 1920 in die Harskampstraße verlegte.
Der Betrieb florierte bis zu den Boykottmaßnahmen der Nazis seit April 1933. Während des Pogroms am 9. November 1938 verwüsteten und zerstörten Hitlers menschenverachtende Horden seinen Betrieb total.
1941 wurde er mit seiner Frau Julie und Tochter Betty in das Judenhaus auf der Eupenerstraße eingewiesen. Seine Frau und seine Tochter blieben auch bei ihm, als er später völlig entkräftet und seelisch gebrochen in das jüdische Altersheim in Aachen Kalverbenden 87 umziehen musste.
Am 22.3.1943 wurden Josef, Julie und Tochter Betty von Aachen nach Izbica in Polen deportiert und ermordet.
Hans Jakob Herz wurde am 13.11.1905 in Aachen geboren.
Paul Jakob, geboren am 17.6.1902, und Betty, geboren am 8.12.1911, waren seine Geschwister.
Seine Eltern, Josef und Julie, betrieben in Aachen in der Harskampstraße 28 eine Herren-Schneiderei.
Hans wurde Kaufmann, er eröffnete in Aachen in der Peterstraße / Ecke Büchel ein Fahrradgeschäft. Er war, wie seine Eltern und Verwandten, jüdischen Glaubens.
Als 1936 die Repressalien der Nazis gegen die Juden unerträglich wurden, flüchtete er nach Belgien.
Bis zum Überfall deutscher Truppen auf Belgien, am 10. Mai 1940, hatte Onkel Hans – er war ein Vetter meiner Mutter - in Antwerpen bei einem Bekannten Wohnung und Arbeit gefunden. Aus Antwerpen floh er vor der SS und belgischen Nationalsozialisten nach Brüssel.
Am 19. Januar 1943 wurde er von der SS in Brüssel in der Rue de l'Anglaise 40 verhaftet und zunächst im Fort Breendonk bei Antwerpen inhaftiert. Wenige Tage später wurde er nach Mechelen in die 'Dosin-Kaserne' überstellt. Dort wurde ihm die KZ-Nummer 117566 auf den Arm tätowiert.
Am 19. April 1943 wurde er mit dem Transport XX-116, Register-Nr.: 10746 nach Auschwitz in Polen deportiert.
Am 27. Januar 1945 wurde er durch die russische Armee befreit und zunächst in einem russischen Militärlazarett in Polen, später in einem Krankenhaus in Prag gesund gepflegt.
1949 kehrte er nach Aachen zurück. Nach erheblichen Schwierigkeiten, die deutsche Behörden und Banken ihm bereiteten, eröffnete er in Aachen an der Normaluhr wieder ein Fahrradgeschäft, das er 1960, verbunden mit einem Umzug in die Elisabethstraße, vergrößerte. 1973 gab er das Geschäft aus gesundheitlichen und Altersgründen auf.
Hans Herz starb am 26. September 1981 im Alter von 76 Jahren. Er ist auf dem jüdischen Friedhof an der Lütticher Straße in Aachen beerdigt.