Selma Kahn geborene Hartoch
Corinna Broeckmann, Aachen
Selma Hartoch wurde in Aachen am 24. November 1872 als Tochter des Viehhändlers Heinrich Hartoch aus Aachen und Bertha Hartoch, geborene Sanders, aus Lobberich geboren. Selma hatte sieben Geschwister, von denen zwei im Kleinkindalter starben. Die fünf überlebenden Geschwister hießen Rosalie, Henriette, genannt Jettchen, Sigmund, Arthur und Emma.
Selmas Mutter Bertha starb schon 1878 und ihr Vater Heinrich heiratete Rosalie, die vierzehn Jahre jüngere Schwester von Bertha. Aus dieser Ehe gingen noch einmal fünf Kinder hervor. Die Namen von Selmas Halbgeschwistern waren Adele, Bertha, Julius, Joseph, genannt Sally, und Julie.
Heinrich Hartoch starb mit 62 Jahren, zwei Jahre nach der Geburt des jüngsten Kindes Julie im Jahr 1897.
Es gab einen sehr großen Zusammenhalt in der Großfamilie Hartoch und Stiefmutter Rosalie machte keinen Unterschied zwischen den Kindern aus der ersten Ehe ihres Mannes und ihren eigenen Kindern.
Rosalie Hartoch zog mehrmals um und lebte nach dem Tod ihres Mannes mit den jüngeren der Kinder und eventuell später allein unter anderem in der Viktoriaallee 2, der Elsaßstraße 15 und der Friedensstraße 5, der heutigen Aretzstraße. Sie führte offenbar zumindest zeitweise ein Geschäft. Sie starb 1939 in Weeze am Niederrhein bei ihrer jüngsten Tochter Julie.
Selma heiratete Max Kahn im Jahr 1907 in Luxemburg und lebte mit ihm wahrscheinlich ab diesem Zeitpunkt in Luxemburg. Sie hatte drei Töchter mit Namen Palmyre, geboren im Jahr 1908, Bertha, geboren 1910, und Erna, geboren 1919. Max Kahn starb schon vor dem Holocaust.
Palmyre heiratete gegen den Willen ihrer Mutter 1929 einen katholischen Italiener, Innocente Croci, überlebte den Holocaust und hatte einen Sohn.
Bertha Kahn heiratete Leo Ermann und hatte mit ihm eine Tochter Sonja, die 1938 geboren wurde. Bertha wurde deportiert und am 30. Juni 1944 in Chelmno ermordet. Ihr Ehemann Leo und ihre Tochter Sonja starben 1942 im Getto Łódź. Sonja war erst vier Jahre alt.
Selmas jüngste Tochter Erna Kahn war unverheiratet. Sie wurde ebenfalls deportiert und bereits im November 1941 in Chelmno ermordet.
Selma Kahn wurde am 26. Juli 1942 von Luxemburg zunächst nach Köln und am 28. Juli 1942 mit Transport Nummer III/2 nach Theresienstadt deportiert. Mit ihr reisten damals aus Luxemburg noch 26 andere Personen, von denen mindestens 25 umkamen.
Selma war schon 70 Jahre alt, als sie nach Theresienstadt kam. Ihre Nichte Edith Devries, die als Kind ebenfalls mit ihren Eltern in Theresienstadt war, erinnert sich noch an Selma im Konzentrationslager:
„Dort wurde sie bald krank, und wir besuchten sie mehrmals. Es gab drei Betten in ihrem Zimmer, aber Tante Selma lag im Gang auf dem Boden, wo die Leute entlangliefen und über sie hertrampelten. Sie war einfach zu schwach und hatte nicht genug zu essen, weil sie sich ja nichts holen konnte. Sie starb nach nur einem Monat in Theresienstadt.“
Selma Kahn, geborene Hartoch, starb am 28. August 1942.