Das Schicksal der Juden

Von Günther Sander

„Geschichte und Schicksal der Juden von Kornelimünster“ heißt das neue Buch von Rudolf Wagemann, das das Mitglied im Vorstand des Heimat- und Eifelvereins Kornelimünster nun vorgestellt hat.

Auf 302 Seiten bringt er die schreckliche Geschichte der Judenvernichtung in Erinnerung. Es sei gut, dass Wagemann diese Zeit lebendig halte, bemerkte Bezirksbürgermeister Jakob von Thenen bei der Buchpräsentation.

In seinem Vorwort schreibt der Autor: „Als vor 85 Jahren, am 30. Januar 1933, das NS-Regime, das personifizierte Böse, in Deutschland an die Macht kam, da hätten seine Anführer ihrem Volk zu keiner Frage ihres zukünftigen Handelns, bereits Jahre vorher, so reinen Wein eingeschenkt, wie zu dem Schicksal, das den Menschen jüdischen Glaubens in ihrem Vaterland zugedacht war.“ Wichtig sei auch, dass das dazugehörige Geschehen, von dem Heinrich Böll in der Widmung seines berühmten Aufsatzes „Die Juden von Drove“ feststellt: „Dass ich meinem Sohn nie erklären konnte, was auch mir unerklärlich blieb“, als immerwährende Mahnung in den Köpfen und Herzen der Nachgeborenen präsent bleibt.

Vier Fragen an Rudolf Wagemann

Welchen Bezug haben Sie zur Geschichte und Schicksal der Juden von Kornelimünster? Meine Großeltern väterlicherseits lebten in guter, unmittelbarer Nachbarschaft mit jüdischen Familien in der unteren Korneliusstraße, vor allem mit der Familie Hermann André. Die wurde bis auf Sohn Ernst im Holocaust ermordet.

Was hat Sie bewogen, sich ausführlich mit der Geschichte zu befassen? Da ich im Frühjahr 2019 nun 80 Jahre alt werde, habe ich versucht alles, was ich als „Ureinwohner“ zu dem Thema an Kenntnissen besitze, der Nachwelt weiter zu geben.

Gibt es von Ihnen weitere Schriften zu diesem Thema? Im Rahmen des „Gedenkbuchprojekts für die Opfer der Shoah aus Aachen“ habe ich an den Biografien der Opfer aus Kornelimünster mitgewirkt. Hinzu kamen Führungen und auch Vorträge.

Worauf haben Sie den Schwerpunkt Ihres neuen Buches gelegt? Auf die Entstehung der jüdischen Gemeinde in der spätabteilichen Zeit nach 1648, auf die Gemeinde im Jahrhundert der jüdischen Emanzipation von 1800 bis 1900 und auf das Schicksal der Gemeinde in der NS-Zeit und ihr Ende im Holocaust.

Rudolf Wagemann befasst sich in seinem Buch mit der „Jüdischen Präsenz in unserer Heimat vor der Franzosenzeit“, mit der „Erschwerten jüdischen Emanzipation links des Rheines“, und ausführlich mit der „Jüdischen Gemeinde von Kornelimünster“. Einen breiten Rahmen nehmen die Kapitel „Jüdisches Leben und Schicksale unter dem NS-Terror“ sowie „Die jüdischen Familien und ihre Schicksale“ ein.

Schon im Jahre 2013, als sich die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 zum 75. Male jährte, hatte sich Rudolf Wagemann intensiv mit dem Schicksal der letzten jüdischen Familien von Kornelimünster beschäftigt. So wurde am Fuße des Treppenaufgangs zu den Friedhöfen und St. Stephanus, mitten im Ortskern, von dem damaligen Vorsitzenden des Heimat- und Eifelvereins, Hermann Wilms und Rudolf Wagemann, eine Gedenktafel angebracht.

Das Buch ist zum Preis von 15 Euro in der Sparkasse Aachen, Geschäftsstelle Kornelimünster, Korneliusmarkt 3, ab sofort erhältlich.

Quelle: Aachener Nachrichten, 7.12.2018