Netzwerk gegen Gewalt und Rassismus löst sich auf – Friedensarbeit bleibt gesichert

von Matthias Hinrichs

Vor 25 Jahren hat sich das Netzwerk Aachener Schulen gegen Gewalt und Rassismus auf den Weg gemacht, um Zeichen zu setzen gegen Intoleranz und für eine friedliche Zukunft. Jetzt hat sich die Initiative offiziell aufgelöst. Trotzdem können ihre wichtigen Aktivitäten fortgesetzt werden.

Rund 30 Schulen haben sich in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten im Netzwerk Aachener Schulen gegen Gewalt und Rassismus zusammengefunden, um weithin sichtbare Zeichen zu setzen im Einsatz für Frieden und Verständigung. Vor allem mit der Organisation der alljährlichen Aachener Friedensläufe, an denen mittlerweile zigtausende Kinder und Jugendliche teilgenommen haben, hat die Initiative, die der Aachener Pädagoge Matthias Fischer maßgeblich mit ins Leben gerufen hatte, weit über die Region hinaus von sich reden gemacht. Auch die Verlegung zahlreicher sogenannter Stolpersteine im Gedenken an die Aachener Opfer des Holocaust hat das Netzwerk im Wortsinn mit auf den Weg gebracht.

Jetzt aber hat Fischer die offizielle Auflösung des langjährigen Verbunds verkündet. „Trotzdem bleibt unsere Arbeit in jedem Fall gesichert“, betont er gleichwohl. „Selbstverständlich werden die Friedensläufe, federführend veranstaltet durch Pax Christi und Pro Peace, vordem bekannt als Forum Ziviler Friedensdienst, weiterhin stattfinden.“ 2026 kann das sportive Happening damit bereits zum 25. Mal steigen, am 10. Juli fällt der Startschuss für abermals voraussichtlich fast 3000 junge Teilnehmende im Herzen des Frankenberger Viertels.

Bislang hatte das Netzwerk 20 Prozent der Firmenspenden, die im Rahmen des Events geflossen sind, nutzen können, um einschlägige Begleitprogramme in den Schulen zu finanzieren; dazu gehören unter anderem Präventionsangebote wie Anti-Gewalt-Kurse und Workshops gegen Diskriminierung und Vorurteile. Auch dieser Anteil soll nun in die Friedensarbeit von Pax Christi und Pro Peace investiert werden. Zudem können alle Schulen nach wie vor Mittel über den städtischen Fonds gegen Gewalt und Rassismus beantragen, der 2010 auf Initiative des Netzwerks eingerichtet wurde und inzwischen mit mehr als 100.000 Euro pro Jahr ausgestattet ist, unterstreicht Fischer.

Auch das Bildungswerk Aachen und der Verein Phoenix als Veranstalter von Anti-Rassismus-Trainings für Menschen in pädagogischen Berufen sowie das VHS-Projekt „NRWeltoffen“ unter der Leitung von Richard Gebhardt, das mit zahlreichen Partnern für die alljährlichen „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ verantwortlich zeichnet, bleiben selbstverständlich im gemeinsamen Engagement gegen Intoleranz und Antisemitismus am Ball.

Unterdessen soll die Verlegung zahlreicher Stolpersteine durch den Kölner Künstler Gunter Demnig, die bislang ebenfalls insbesondere über das Netzwerk finanziert wurden, in Trägerschaft der VHS kontinuierlich fortgesetzt werden. „Allein im kommenden Jahr haben wir wieder 13 Adressen auf unserer Liste“, berichtet Jutta Kreus-Barth, Schatzmeisterin beim Verein Gedenkbuchprojekt für die Opfer der Shoah in Aachen. Die regelmäßigen Aktionen, die der Verein – vielfach im Schulterschluss mit Schulklassen – ermöglicht und zu denen häufig auch Angehörige von NS-Opfern eingeladen werden, werden zudem maßgeblich unterstützt durch das VHS-Projekt „Wege gegen das Vergessen“. So machen mittlerweile bereits rund 150 Stolpersteine in den Bürgersteigen der Stadt auf die Deportation und Ermordung jüdischer Mitbürger aufmerksam.

Anlass genug, den beiden bewährten Partnern jeweils 3500 Euro aus den verbliebenden Erlösen der Friedensläufe zur Verfügung zu stellen: Nicht von ungefähr begrüßten Matthias Fischer und Richard Gebhardt Jutta Kreus-Barth und Karl Schultheis, Vorsitzender des Fördervereins „Wege gegen das Vergessen“, zwecks feierlicher Überreichung der überdimensionalen symbolischen Schecks im „Raum für Demokratie und Erinnerungskultur“ der VHS am Bushof. Denn: „Beide Projekte sind ja aufs Engste verbunden. Deshalb freuen wir uns, dass wir gemeinsam einen Beitrag leisten können, das Gedenken wachzuhalten und den Einsatz gegen neue rassistische und antisemitische Tendenzen mit Nachdruck fortzusetzen.“

Quelle: Aachener Zeitung, 17.12.2025